Vlado Kristl

„Der misslungene Aufstand ist immer noch besser als die dicke Luft im Paradies“, so beginnt die Einleitung zu einem Buch von Christian Schulte über Vlado Kristl. Verschiedene Autoren beschreiben ihn als ‚einen der bedeutendsten Künstler der Bundesrepublik, weit unterschätzt, leider mit allen zerstritten‘, oder ‚der erfolgreichste erfolglose Regisseur des Jungen Deutschen Films‘, aber auch ‚Hofnarr der Bourgeoise‘, ‚Entre-Acte-Clown‘ und ‚Leinwand-Hackepeter‘. In seinen Videos und Hörproben zu Texten und Multi-Media-Heften aus früheren Zeiten lässt sich das gut nachempfinden.

Auf offener Straße

1983 drehte Vlado Kristl (1923 – 2004) seinen Film ‚Tod dem Zuschauer‘. Die gesamte Marktstraße mitsamt den Freunden, Passanten und gelegentlich vorbeischauenden Neugierigen bildeten das Set. Hans-Jürgen Masch, Angelika Oehms und Kiev Stingl spielten neben vielen anderen mit. Egal ob Zeichnung, Film, Theater – seine Werke sind eine sinnliche Kampfansage.

„Ich bekam‘s schon während der Dreharbeiten zu spüren. Da gab es sie noch, die weltbekannte Buch Handlung Welt in Hamburgs Marktstraße im Karolinenviertel. Kristl stand davor, hörte sich meine Fragen mitnichten an, ergriff mich aber am Arm, schob mich an ein Auto und setzte die “ Kamera in Gang. Regieanweisung war: ‚Da stehenbleiben!‘ (Dietrich Kuhlbrodt in epd Film, 1984)

Von den Dreharbeiten zu ‚Tod dem Zuschauer‘ – Screenshot aus Michael Krauses ‚making of

Hör- und Sehstücke

Eine Hörprobe zum Theaterstück ‚Revolution ‚1941-80‘ und die Vertonung eines Heftes aus dem Jahr 1981 ‚Techniken die Kunst machen‘

Revolution 1941-80
Techniken die Kunst machen, Kiel 1981

Video

Die Filmausschnitte umfassen hauptsächlich die ‚Vorhamburger Zeit‘. Der Film ‚Tod dem Zuschauer‘ – der Arbeitstitel war ‚Angst vor Fliegen‘ – ist hier nicht verfügbar. Leider. Die Dreharbeiten damals waren schwierig, oft auch im wörtlichen Sinn. Die verwendete Kamera wog allein 35kg. Die Miete für eine professionelle Tonkamera zu teuer. Die Förderung durch das Hamburger Filmbüro sollte für Material und Kopierkosten verwendet werden. Also kaufte ich eine 35mm-ARRI-Ausrüstung von der Peter-von-Zahn Filmproduktion. Sie sollte im Anschluss wieder auf den Markt geworfen werden. Das historische Stück erwies sich als Ladenhüter und ich schleppte sie danach Jahrzehnte durch mein Leben. Während des Drehs wurde ich von Vlado ‚gegangen‘. Michael Krause übernahm die Assistenz für den Rest der Dreharbeiten. (Birger Bustorff)

Michael Krause ‚Vladofilm‘
Dreharbeiten zu ‚Tod dem Zuschauer‘
DON KIHOT – 1961
MADELEINE MADELEINE – 1963
GENERAL – 1962

Johanna Pauline Maier dreht 2006 den Dokumentarfilm Vlado Kristl – Ich bin ein Mensch-Versuch. Im Trailer zu diesem 87-minütigen Film äußerst sich Kristl über die Kunst, das Kunst-machen und – im Speziellen – seine Auffassung von Kunst.

‚Ich bin ein Mensch-Versuch‘