Das Klick war ein Kult-Kino im Viertel. Filme wie „Jabberwocky“, „Lange Nacht der Western-Filme“, der Dauerbrenner „The Rocky Horror Picture Show“ mit der obligatorischen Reis-und Klopapierwerfen Zeremonie: Im Kino Klick kamen alle auf ihre Kosten, die Filmegucken mit gemeinsamen Zuschauer-Ritualen liebten. Das alles aber nicht immer in Eintracht mit den anderen Szenegruppen, wie Klaus Maeck schreibt: Einmal stehen 50 Teds wutentbrannt vorm Laden (Anm. Rip Off) , wollen die Schuldigen zerfleischen — doch kein Punk hier. Jutta geht vor die Tür und macht es ihnen klar / Sigi holt schon die Axt. Sie suchen im Viertel weiter, kommen mir entgegen. Ich wollte tatsächlich gerade in «Quadrophenia» gehen, so was Blödes. Gegröle, Schreie und blutige Köpfe. Die Presse ist dankbar und schickt rasende Reporter ins Kampfgebiet. zitiert aus ‚Burger-Krieg im Karolinenviertel‘ in Rock Session 5, rororo – 1980
Film-Trailer
The Rocky Horror Picture Show – ein Magnet für die Community, fast wie ein fixer Stammtisch-Termin der Bürgerlichen.
Die hippiehafte Anmutung der Kino-Fassade schirmt die angesagten Filme ab. Vor der Haustür läuft ein anderer Film. Die Protagonisten sind Punks, Teds und sogar die Schickeria. Klaus Maeck vom Rip Off beschreibt es so: Und wieder sitzen wir in der Kneipe: die Drogen werden zu Hause gelassen, man kann nie wissen, was passiert: saufen, solange es geht, den richtigen Zeitpunkt abchecken, wann’s gefährlich wird. Razzien sind fast alltäglich. Zwischendurch gab auch mal ’ne nächtliche Diashow auf Häuserwände, aus der Kneipe gut zusehen. Ansonsten Blaulichter und weiße Mützen. Zivile werden sofort erkannt und verlacht; Schickeria, die es interessant finden in der neuen Szene ebenso; die Politrocker sind auf unserer Seite. Wenn es hart auf hart geht, sind wir alleine: sämtliche Nachbarn, und sind sie noch so alternativ, schwul oder cool, entsagen sich jeglicher Solidarität. Erst später wieder, als alles vorbei ist… Zitat aus ‚Burger-Krieg im Karolinenviertel‘ in Rock Session 5, rororo – 1980
info: QUADROPHENIA (1979) – der Film von THE WHO – war ein Kulthit für die Mods.
info: Jabberwocky- Trailer
Das Kino Klick – seine Geschichte
Das Stadtteilkino begann als ESCORIAL unter dem Betreiber Oscar Rehr. Es öffnete am 19. September 1950. 428 Besuchern bot das neue „Escorial“ in Hamburg-St. Pauli Platz sowie eine auffallend gute Bild- und Ton-Wiedergabe durch zwei Ernemann VII b und Philipps. Fast zwei Jahre brauchten die Architekten Tinneberg & v. Berg für Bau und Einrichtung des geschmackvollen Raums im Erdgeschoss des Hauses Glashüttenstraße 115/16. Durch ein lichtes, geräumiges Foyer gelangten die Besucher in den Kinosaal. Vor der 2. und 3. Vorstellung bot der Besitzer Oscar Rehr, der auch die „Regina-Lichtspiele“ in Blankenese betrieb, seinem Publikum eine Bühnenschau internationalen Formats.
Nach 1962 scheint das Kino für längere Zeit außer Betrieb gewesen zu sein, bevor es in den 1970er-Jahren als Programmkino „Klick“ erneut eröffnete. Nun hatte das Haus eine zeittypische Fassadenmalerei bekommen. Über dem Kinoeingang im EG befanden sich schlichte Wohn- oder Bürogeschosse. Der Saalbaukörper ist von der Straße aus nicht sichtbar.
Von 1987 bis 1999 wurde der Saal als Theater genutzt.
Chronik der Betreiber
Oscar Rehr 1951-1955 Kinoname: Escorial
Oscar Rehr & Kurt Busching 1956-1958
Oscar Rehr 1959-1962
Gerd Fölster 12.11.1976-1982 neuer Kinoname: Klick
In Betrieb 1978-1983
Quelle: Filmmuseum Hamburg